Erfahrungen aus dem schulischen Alltag

Kollaboratives Arbeiten

Kollaboratives Arbeiten mit Hilfe diverser Tools – schon länger wollte ich mal darüber schreiben und die Schwierigkeiten schildern, die ich damit habe, im Kollegium auch nur ansatzweise derlei Arbeitstechniken überhaupt nur mal auszuprobieren. Damian Duchamps hat mit seinem Blogartikel „Kollaboration im Unterricht mit G Suite for Education“ viele Gedanken in mir zur Unterrichtsentwicklung ausgelöst:

Wenn die Möglichkeiten nicht selbst erfahren und praktiziert werden, können Techniken dieser Art nur schwer im Unterricht eingesetzt werden. Folgende Probleme tun sich mir auf:

  • Häufiger Ausspruch: „Ach, lass uns das lieber persönlich ausmachen.“ (z.B. zuckelt die Kollegin dazu lieber 60 km einfache Strecke mit dem Auto durch Staus)
  • Auf eine Bitte, eine Idee/einen Vorschlag auf ein gemeinsames Padlet zu posten, bekomme ich eine Antwort per Mail. Das „gemeinsame Padlet“ war eben kein gemeinsames sondern von mir erstelltes….
  • In eine per Link freigegebene Power-Point-Präsentation wollte man nicht hineinschreiben. Höfliche Zurückhaltung? Angst, etwas zu zerstören?
  • „So ein Mindmap (freigegebenes Mindmeister-Mindmap) ist nicht meins…. Das ist viel zu unübersichtlich….“
  • … -> endlos fortsetzbar!

Die Problematik liegt darin,

  • dass aus Datenschutzgründen keine Erfahrung mit dieser Art von Anwendungen existiert:
    • Office 365 mit Onedrive ist im schulischen Kontext in BW schwer einsetzbar,
    • Nutzung von iCloud ist auf Schul-iPads im Unterrichtskontext (Anonymisierung hin oder her) nicht möglich,
    • Es liegen keine Erfahrung mit der Alternative LibreOffice/Collabora vor, ein Aufspielen auf Schulserver, Einarbeitung in diese etwas andersartige Office-Anwendung wären ein zu großer Meilenstein, der von den meisten Kolleginnen und Kollegen nicht mitgetragen würde.
    • Zusammenarbeit mit Google ist in Baden Württemberg aus meiner Sicht auch schwierig. Die Arbeit mit privatem Google-Account ist für Kolleginnen und Kollegen auch nicht empfehlenswert…
  • dass selbst Kolleginnen und Kollegen, die Tablets im Unterricht einsetzen, durch große Stofffülle in z.B. Meisterkursen schwerlich auf den Gedanken zum Einsatz kollaborativer Arbeitstechniken kommen und an PDFs festhängen
  • dass die in dem von Damian Duchamps Blogartikel geschilderten Voraussetzungen zum kollaborativen Arbeiten bei Schülerinnen und Schülern auch bei Kolleginnen und Kollegen erst entwickelt werden müssen. Viele darunter sind in meiner Wahrnehmung nach nicht unbedingt Teamplayer. Das heißt nicht, dass ihr Unterricht schlecht wäre.
  • dass die geschilderte kollaborative Zusammenarbeit auch in global tätigen Unternehmen nicht immer so idealisiert stattfindet: Ein guter Bekannter, der für einen US-amerikanischen Chiphersteller mit Produktion in Fernost in Deutschland arbeitet, schildert mir ähnliche Probleme, die ich im Schulumfeld habe, auch aus seiner Firma. Nicht umsonst wird ein Großteil der Arbeitszeit dort mit Reiseplanungen und Reisen verbracht. Die Erfahrung lehrt: Nichts ist dem persönlichen Kontakt überlegen, da helfen auch Videokonferenzen und kollaborative Tools nicht viel und sind nur ein kleiner Teil der betrieblichen Realität.

=> Die Art von fruchtbarer Kollaboration, die in Barcamps, auf Twitter und in Lehrerblogs stattfindet, ist meilenweit von meiner schulischen Realität entfernt. Die Diskrepanz zwischen den Möglichkeiten und den Gegebenheiten an der Schule frustriert mich zunehmend. Gleichwohl bleibe ich dran und gebe mir Mühe, so kleinschrittig wie möglich und an konkreten Beispielen Potentiale aufzuzeigen. Der Hinweis auf Sozialkompetenz in Damians Blogartikel ist wichtig und heißt hier somit, auch die Gefühle aller Beteiligten zu berücksichtigen:

  • Wer macht den Aufschlag bei der Auswahl eines Tools?
  • Wie fühlen sich die Beteiligten dabei? Kann es eine Gruppenentscheidung geben?
  • Wie viel wird von wem vorstrukturiert?
  • Welche niederschwelligen Einstiege gibt es in diese Arbeitsformen?
  • Ist der „Mehrwert“ dieser Art der Zusammenarbeit wirklich gegeben und allen Beteiligten klar?

Bild: CC0 https://openclipart.org/detail/117175/cooperation-leads-to-success

1 Kommentar

  1. Küchenrückwand Folie

    Es ist einfach toll, dass Ihr so gut organisiert seid. Danke auch für die unermüdliche Arbeit, die ihr leistet.

    Lg Alisa

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